Alles rund um den Bockhuf

Zeigt das Hufbein eines Pferdes im Laufe der Zeit eine immer steilere Fehlstellung, dann handelt es sich um einen Bockhuf. Ihren Anfang nimmt diese auch Sehnenstelzhuf genannte Fehlstellung oft in den ersten Lebensjahren des Pferdes. Bei stark ausgeprägtem Bockhuf büsst das Tier seine Leistungs- und Bewegungsfähigkeit ein.

Doch woran erkennst du, ob dein Pferd an Bockhufen leidet, und wie gehst du damit um? In diesem Beitrag erklären wir, was ein Bockhuf ist und wie du dein Pferd richtig pflegst, wenn es daran leidet.

Was ist ein Bockhuf und wie entsteht er?

Bockhuf ist eine deutliche Fehlstellung des Hufgelenks beim Pferd. Konkret ist ab einem Zehenwandwinkel von 60 Grad von einem Bockhuf die Rede. Ein von Bockhuf betroffenes Pferd kann seine Zehengelenke nicht vollständig ausstrecken. Grundsätzlich wird zwischen angeborenem und erworbenem Bockhuf unterschieden. Diese beiden Varianten unterscheiden sich nicht in der Ausprägung, haben aber verschiedene Ursachen und müssen entsprechend unterschiedlich behandelt werden.

Zudem gibt es den sogenannten «unechten Bockhuf». Dabei sieht der Huf lediglich aus, als sei er ein Bockhuf, in Wirklichkeit kann das Pferd die Zehengelenke aber vollständig ausstrecken.

Angeborener Bockhuf

Ein angeborener Bockhuf tritt typischerweise schon früh im Leben eines Pferdes auf. Ursächlich sind, erblich bedingt, meist zu kurze tiefe Beugesehnen. Die tiefe Beugesehne ist die Endsehne des Musculus flexor digitalis profundus. Sie und der Muskel spielen eine zentrale Rolle für die Flexibilität und Kraft des Pferdezehs.

Ist die Sehne zu kurz, kommt es zur beschriebenen Fehlstellung des Hufgelenks. Im Laufe der ersten Lebensjahre verfestigt sich diese Fehlstellung, wenn sie nicht von einer Fachperson entsprechend bearbeitet wird.

Erworbener Bockhuf

Auch der erworbene Bockhuf entwickelt sich bei vielen Pferden bereits in den ersten Lebensjahren. Ein häufiger Grund ist, dass Fohlen während der Wachstumsphase oft im Verhältnis zum restlichen Körper zu lange Beine haben. Während des Grasens müssen sie dann ihre Vorderbeine auseinanderspreizen. Eine Überlastung der Zehen an den Vorderläufen ist die Folge.

Doch auch ohne klare anatomische Gründe kann ein Fohlen durch falsche Haltung Bockhufe ausbilden. Mangelhafte Hufbearbeitung oder fehlende Bewegung auf unterschiedlichen Böden können ursächlich sein.

Auch später im Leben eines Pferdes kann es aus solchen Gründen zur Ausbildung von Bockhufen kommen. Zudem spielen Krankheiten, Verletzungen und Überlastung häufig eine Rolle bei der Entstehung.

Zeigt dein Pferd im fortgeschrittenen Alter Anzeichen einer Huffehlstellung, solltest du möglichst rasch die Ursachen unter Zuzug einer Fachperson ermitteln. Anders als bei jungen Pferden ist eine Korrektur bei älteren Tieren oft nicht mehr ohne Weiteres möglich.

Zu den häufigsten Ursachen erworbener Bockhufe zählen:

- Verletzungen (Stürze, Tritte oder Bisse)

- Erkrankungen (Arthritis, Sehnenscheidenentzündungen oder Tumore)

- Fehlstellungen der Gliedmassen

- Unzureichende Hufbearbeitung und -pflege

- Bewegungsmangel


Unechter Bockhuf

Nicht in allen Fällen ist ein zu steiler Huf auch tatsächlich Bockhuf. Der sogenannte unechte oder manipulierte Bockhuf zeichnet sich dadurch aus, dass er zunächst wie ein echter Bockhuf aussieht. Er entsteht vor allem aufgrund schlechter Hufpflege, insbesondere zu lang belassene Trachten können ursächlich sein.

Der unechte Bockhuf ist daran zu erkennen, dass er mit einem sehr unregelmässig ausgeprägten Tragrandüberstand einhergeht. Während dieser über der funktionalen Sohle sehr stark ausfällt, ist er im Bereich der Zehen praktisch nicht vorhanden.

Da der unechte Bockhuf dazu führt, dass die Zehen zu stark beansprucht werden, sollte auch er korrigiert werden. Das gelingt vor allem, indem die Trachten nur noch bis auf das Niveau der funktionalen Sohle gekürzt werden. Im Einzelfall solltest du das aber natürlich mit einer Hufpflegerin oder einem Hufpfleger absprechen.

Das sind typische Symptome eines Bockhufs

Symptome eines Bockhufs

Grundsätzlich ist es erfahrenen Pferdehalterinnen möglich, Bockhufe und ähnliche Fehlstellungen selbst zu erkennen. Eine deutliche Fehlstellung der Hufe fällt oft bereits auf den ersten Blick auf.

Die betroffenen Hufe sind deutlich zu steil und weisen kaum oder keinen Tragrandüberstand auf. Ist ein deutlicher Tragrandüberstand erkennbar, ist das ein Zeichen für unechten Bockhuf.

Zudem können folgende Anzeichen Symptome von Bockhufen sein:

  • abnorme Hufform
  • Lahmheit
  • Schmerzen
  • Entzündungen
  • Hufgeschwüre
  • Gelenkerkrankungen
  • Knochenerkrankungen

Doch auch wenn sich eine Fehlstellung zum Beispiel aufgrund fehlerhafter Belastung erst einzuschleichen beginnt, ist sie relativ leicht zu erkennen. Dazu ist es erforderlich, die Hufe von der Seite zu betrachten, wenn die Vorder- und Hinterhufe jeweils gerade nebeneinanderstehen.

Dann gilt es, die obere Seite der Hufwand zu identifizieren. Sie sollte parallel zu einer gedachten Linie liegen, die mittig durch den Fesselbeinknochen des Pferdes verläuft. Oder anders ausgedrückt: Das Fesselbein sollte orthogonal zur oberen Kante der Hufwand ausgerichtet sein.

Bockhuf

Ist das nicht der Fall, sollte der Huf von einer Hufschmiedin oder einem Hufschmied begutachtet werden. Selbst wenn noch keine dauerhafte Fehlstellung vorliegt, ist jetzt die Zeit, korrigierende Massnahmen einzuleiten.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Bockhuf?

Es muss unterschieden werden, ob sich das Pferd noch in der Wachstumsphase befindet oder bereits ausgewachsen ist. Bei den meisten Pferderassen ist etwa bis zum vierten Lebensjahr ein Längenwachstum der Knochen möglich. Auch die tiefen Beugesehnen können sich in dieser Zeit noch verlängern.

Eine gute Pflege der Hufe ist in dieser Zeit unabdinglich. Auch die regelmässige Untersuchung durch eine Huforthopädin/-schmiedin oder einen Huforthopäden/-schmied ist sinnvoll. Die fachgerechte Hufbearbeitung, zum Beispiel die gezielte Kürzung der Trachte, kann zu einer gesunden Belastung der Sehne beitragen.

Besonders bei barhuf laufenden Pferden ist es in dieser Phase wichtig, einer Überlastung der Hufe vorzubeugen. Der zielgerichtete Einsatz hochwertiger Hufschuhe auf hartem oder unebenem Untergrund ist eine gute Möglichkeit dazu. Auch sollte eine Überlastung durch zu hohes Gewicht oder zu lange und intensive Ausritte unbedingt vermieden werden.

Hat das Pferd nur einen Bockhuf, dann wird es dadurch ungleichmässig belastet. Die korrekte Gymnastizierung des Tieres ist dann von erheblicher Bedeutung. Indem du mit den richtigen Übungen für eine korrekte Belastung der Hufe sorgst, verhinderst du, dass sich die Situation verschlechtert.

Insbesondere bei starken Asymmetrien musst du Vorsicht walten lassen. Das gilt etwa dann, wenn ein Huf einen Zehenwandwinkel von 45 Grad und der danebenliegende einen von 80 Grad aufweist. Das Pferd sollte dann nicht belastet werden.

Ein Gespräch mit einem Tierarzt ist dann dringend angeraten. Selbst solltest du keine unabgesprochenen Massnahmen ergreifen. Eine Angleichung der Hufe ist gerade bei noch jungen Pferden zum Beispiel oft kontraproduktiv. Insbesondere das Steilerstellen des eigentlich gesunden Hufs solltest du, wenn möglich vermeiden.

Behandlung bei ausgewachsenen Pferden

Tritt Bockhuf bei bereits ausgewachsenen Pferden auf, ist die Lage oft deutlich schwieriger als bei Fohlen oder jungen Pferden. Eine Korrektur ist im besten Fall noch mit einem operativen Eingriff durchführbar, bei dem die Beugesehne verlängert wird. Ob das möglich ist, lässt sich mithilfe eines Röntgenbilds prüfen.

Meist sind Korrekturen allerdings nicht mehr möglich oder dem Tier nicht zumutbar. Dann bleibt nur die Schonung, um die Weiterentwicklung des Bockhufs zu verlangsamen. Die Kürzung der Trachten durch Fachpersonen sollte häufiger stattfinden als bei anderen Pferden.

Zudem ist es wichtig, sich eingehend mit der Frage auseinanderzusetzen, ob Hufeisen die richtige Wahl für das Tier sind. Ob ein Pferd mit Bockhuf beschlagen werden oder doch besser barhuf laufen sollte, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Eine allgemeingültige Antwort auf die Frage, ob bei Bockhuf Hufeisen sinnvoll sind, gibt es daher nicht.

Wie beuge ich Bockhufen vor?

Bockhufen

Im Fall eines noch nicht ausgewachsenen Pferdes ist es sinnvoll, regelmässig zu prüfen, ob sich das Tier ungesund hält. Auch scheinbar unbedeutende Haltungsfehler können sich langfristig sehr negativ auswirken. Dabei ist es sinnvoll, sich nicht ausschliesslich auf die eigene Expertise zu verlassen, sondern gegebenenfalls weitere Meinungen einzuholen.

Weiterhin solltest du darauf achten, deinem Pferd im Fohlenalter genug Bewegung auf unterschiedlichen Böden zu ermöglichen. Dadurch entwickelt es gesunde Bewegungsabläufe, die der Entstehung von Bockhuf vorbeugen. Entwickelt das Fohlen dennoch erste Anzeichen, ist es wichtig, rechtzeitig korrigierend einzugreifen, damit der Schaden sich nicht festsetzt. Auch Kunsthorn kann helfen, dem Problem zu begegnen.

Zudem ist eine artgerechte Fütterung des Fohlens wichtig. Wird das Tier zu grosszügig gefüttert, kann das zu ungesunden Wachstumsschüben führen. Fehlstellungen und schlimmstenfalls Bockhufe sind die Folge.

Zudem ist es wichtig, die Hufe des Pferdes regelmässig zu pflegen und zu reinigen. So beugst du Entzündungen und kleineren Verletzungen vor. Treten sie trotz Pflege auf, was sich mitunter schlicht nicht verhindern lässt, bemerkst du sie dadurch deutlich früher. Fehlstellungen des Hufs entstehen nicht selten infolge unbemerkter Verletzungen oder Erkrankungen. Kommt es dazu, dann muss das Pferd geschont werden. 

Tipps für die Pflege von Pferden mit Bockhufen

Grundsätzlich gilt, dass das Barhuflaufen für Pferde die natürlichste Bewegung und damit auch die gesündeste ist. Wird das Tier richtig trainiert und nicht überlastet, kann durch Barhufhaltung vielen Hufkrankheiten vorgebeugt werden. Da ein Bockhuf häufig infolge anderer Erkrankungen, Verletzungen oder Entzündungen auftritt, wird eine Fehlstellung der Hufe dadurch deutlich unwahrscheinlicher.

Dennoch solltest du dich natürlich nicht allein darauf verlassen. Individuell kann es gute Gründe geben, ein Pferd zu beschlagen, wenn das Risiko der Bockhuf-Entstehung im Raum steht. Lass dich dazu von einer kompetenten Hufschmiedin oder Huforthopädin beraten.

Entscheidest du dich dazu, dein Tier barhuf zu halten, solltest du auf jeden Fall in gute Hufschuhe investieren. Denn je nach berittenem Untergrund kann es immer wieder zu Situationen kommen, in denen dein Pferd zusätzlichen Schutzes bedarf.

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