Dämpfungs-eigenschaften von Hufschutzlösungen im Vergleich - Masterarbeits-Ergebnisse

Ein Auszug aus der Masterarbeit Bestimmung der Vibrationen von Pferdehufen unter Belastung mit Hufeisen, Hufschuhen, Klebebeschlägen und ohne Beschlag durch einen Prüfstand von Fabienne Sobeck

Pferdekliniken/Bewegungswissenschaftliche Gruppe Veterinärmedizinische Universität Wien

Welche Unterschiede zeigen verschiedenen Hufschutzlösungen tatsächlich in Bezug auf ihre Dämpfungseigenschaften?

Heutzutage gibt es kaum noch Pferde, welche ohne einen Hufschutz leben. Ob es sich dabei um das weit verbreitete Hufeisen, einen Klebebeschlag oder vielleicht einen Hufschuh handelt liegt seit jeher im Entscheidungsbereich der Pferdebesitzer.

Die Nutzung von Pferden durch den Menschen hat in den letzten Jahren zu einer starken Veränderung der Anforderungen an das Zehenorgan, den Huf, geführt. Die Verwendung von Hufeisen, Hufschuhen und Klebebeschlägen hat sich als Schutz vor Verletzungen und zur Unterstützung der Pferde bei erhöhten Belastungen, wie beispielsweise im Sport etabliert. Auch gegen einen starken Hornabrieb, welcher beim Wanderritten oder Reiten auf befestigten Untergründen auftritt, wird ein Hufschutz verwendet. Doch wie entscheidet man was für das eigene Pferd am besten ist und was sind Gründe wieso man sich für das Eine und gegen das Andere entscheidet?

 Pferdehufe bestehen wie auch unsere Fingernägel aus Horn, welches je nachdem wie es gepflegt wird härter oder auch weicher sein kann. Auf hartem Steinboden kann sich das weiche Horn der Hufe schnell abschleifen und das Pferd läuft nur noch auf dem empfindlichen Strahl. Dies zeigt sich oft dadurch, dass das Pferd fühlig, also sehr empfindlich, läuft.

Bereits im Mittelalter haben Menschen Hufeisen verwendet, um die Hufe vor einem übermäßigen Abrieb zu schützen. Auch heute noch ist das Hufeisen der am stärksten verbreitete Hufschutz, das Anbringen ist bei fast jedem Pferd möglich und mit der Beratung des Hufschmieds lassen sich auch leichte Fehlstellungen der Pferde korrigieren. Mit den Jahren haben sich auch die Vorteile von orthopädischen Beschlägen bei kranken Hufen durchgesetzt.

Jedoch ist vielen Pferdebesitzern nicht bewusst welche zusätzliche Belastung die Hufeisen für die Gelenke der Pferde bedeutet. Allein durch das Gewicht des Reiters werden die Beine der Pferde bei jedem Ausritt mit 60-80 kg zusätzlichem Gewicht beladen. Als würde man Joggen gehen mit einem Rucksack voller Steine. Hat man dabei noch Eisensohlen an den Füßen und keine weichen Laufschuhe kann man sich vielleicht vorstellen wie ungut das für die Gelenke ist. Zusätzlich wird der Huf durch die Nagelung regelmäßig verletzt und es ist Bakterien möglich in den Huf einzudringen.

Ein Klebebeschlag aus Kunststoff ist eine Alternative, die immer populärer wird. Dabei wird der Hufschutz meist mithilfe von Klebelaschen an der Hufwand befestigt. Der Huf ist so nicht nur vor einem übermäßigen Abrieb geschützt, sondern auch vor starken Belastungen. Je nach Hersteller ist dieser ebenfalls leicht zu anzubringen, auch durch den Pferdebesitzer selbst. Oft wird ein Klebebeschlag auch bei Verletzungen wie stark ausgebrochenen Hufwänden oder Abszessen in der Hufwand verwendet, wo eine Nagelung nicht mehr möglich ist. Auch Fehlstellungen bei Fohlen können durch einen Klebebeschlag frühzeitig korrigiert werden.

Da Kunststoff jedoch eine geringere Abriebfestigkeit hat als Eisen sind diese Beschläge nicht so langlebig und man muss sie regelmäßig ersetzten. Bisher sind noch keine Studien zu den Langzeitauswirkungen des Klebers auf der Hufwand bekannt. Auch braucht es eine gewisse Zeit bis das Pferd sich an den Beschlag und das veränderte Verhalten des Hufes auf dem Untergrund gewöhnt hat.

Des Weiteren gibt es auch die Möglichkeit das Pferd barhuf zu halten und für hohe Beanspruchungen mit Hufschuhen auszustatten. Dabei hilft meistens ein Spezialist vor Ort aus verschiedenen Exemplaren den passendsten Hufschuh für das jeweilige Pferd zu bestimmen. Hufschuhe sind die artgerechteste Lösung eines Hufschutzes, denn das Pferd läuft 90% des Tages barhuf. Lediglich wenn gearbeitet oder ausgeritten wird, ist das Pferd mit dem Hufschutz ausgestattet. Die Dämpfung von Hufschuhen ist deutlich größer, jedoch beeinflusst dieser den Hufmechanismus und die Durchblutung des Hufes nur wenige Stunden pro Tag. Die natürlichen Prozesse im Huf können also den restlichen Tag einen gesunden Hufwachstum generieren. Wenn die Gelenke des Pferdes durch das Reitergewicht zusätzlich belastet werden hilft der Hufschuh die Belastungsspitzen abzufangen. Auch die Sohlenbeschaffenheit des Hufschuhs ermöglicht eine ähnliche Haftung auf dem Untergrund wie der Naturhuf. Es besteht jedoch immer die Gefahr dass ein Hufschuh auf einem Ausritt verloren geht und ersetzt werden muss. Auch Wie bei Menschen ist auch nicht jeder Hufschuh für jeden Huf bzw. jedes Pferd geeignet, weshalb man sich gut informieren und beraten lassen sollte.

Um die Auswirkungen von Hufeisen, Hufschuhen und Klebebeschlägen auf die Belastungen in der Hufwand vergleichen zu können, hat die veterinärmedizinischen Universität Wien eine Untersuchung durchgeführt.

Es wurde ein Prüfstand entwickelt, um die Dämpfungseigenschaften der gängigsten Hufschutz-Lösungen zu ermitteln. Dabei wurde ein abgetrennter Pferdehuf mittels Schlagversuch zum Schwingen gebracht und die Vibrationen an der Hufwand mit einem Beschleunigungssensor gemessen.

 Abbildung 1: Aufbau einer Messung mit einem Klebebeschlag

Die für die Messungen verwendeten Hufschutzvarianten waren ein Hufeisen, der Huf ohne Hufschutz (Barhuf), ein Hufschuh von Swiss Galoppers und ein Klebebeschlag von N & U Sport Horse Shoe.

 Abbildung 2: Die verschiedenen untersuchten Hufschutzlösungen

Die Ergebnisse zeigen, dass die Absorptionseigenschaften von Hufschuhen und Klebebeschlägen deutlich besser sind als die von Hufeisen. Die blaue Linie zeigt die gemessene Beschleunigung, mit der sich der Huf bewegt, wenn er mit einem Eisenbeschlag beschlagen ist. Mit über 150 g, das sind über 150 Metern pro Sekunde, ist sie mehr als dreimal so hoch wie die eines unbeschlagenen Pferdes mit weniger als 50 g (orangefarbene Linie). Zum Vergleich: Eine NASA-Studie hat ergeben, dass ein Mensch maximal 100 g ausgesetzt werden kann, ohne bleibende Schäden davonzutragen. Und dies auch nur für wenige Sekunden.

Während die Hufeisen die auf sie wirkende Belastung also noch verstärken, helfen der Hufschuh und der Klebebeschlag dabei die Belastung zu verringern, bevor sie an den Huf weitergegeben wird.

Da jedes Pferd auch abhängig von Rasse und Alter unterschiedliche ergonomische Eigenschaften aufweist, wurde die Untersuchung mit verschiedenen Pferdehufen durchgeführt. Jeder Huf wurde dabei mit allen vier Hufschutzlösungen vermessen. Dabei kam man bei allen vier Hufen zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Hufschuhe zeigten hierbei die besten Ergebnisse mit den geringsten Beschleunigungen. Die Messungen der Klebebeschläge ähnelten dabei den Messungen der unbeschlagenen Pferdehufe.

Das Ganze spiegelt den Anwendungsbereich der beiden Hufschutzlösungen sehr gut wider, da der Hufschuh lediglich getragen wird, wenn mit dem Pferd gearbeitet wird oder bei einem Ausritt im Gelände, wogegen der Klebebeschlag dauerhaft an den Pferdehufen befestigt wird.

 Abbildung 3: Gemessene Beschleunigungen der verschiedenen Hufschutzlösungen

Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für die Pferdehaltung, die Pferdemedizin und den Pferdesport. Sie zeigen, dass die Verwendung von Hufschuhen und Klebebeschlägen nicht nur zur Vermeidung von Verletzungen, sondern auch zur Reduktion von Vibrationen und damit substanziell zum Schutz des Hufes beitragen kann. Insgesamt trägt diese Studie dazu bei, das Verständnis für die Auswirkungen verschiedener Hufschutz-Lösungen auf die Belastungen von Pferdehufen zu verbessern. Sie kann somit dazu beitragen, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Pferden zu fördern. Denn höhere Belastungen auf den Hufwänden können außerdem zu Problemen wie Lahmheiten, Athrose oder Hufrehe führen. Auch werden nicht nur die Hufe verstärkt belastet, sondern der gesamte Bewegungsapparat des Pferdes von den Beinen, über die Schulter bis in den Rücken.

Fazit:

In der freien Natur würden Pferde nie im selben Ausmaß über Asphalt, steinige Waldwege oder Feldwege gehen, wie sie es heutzutage tun. Die punktuellen Belastungsspitzen und der hohe Abrieb des Hufes, sind Begleiterscheinungen der Domestizierung der Tiere und des Einflusses der Menschen. Um die Pferde davor zu schützen werden verschiedene Hufschutz-Lösungen verwendet.

Das Hufeisen ist immer noch die meist verwendete Lösung, obwohl sie die Belastungen auf den Bewegungsapparat der Tiere noch erhöht. Ein Klebebeschlag ist sehr gut für den Reha-Bereich geeignet, da Fehlstellungen und Verletzungen der Hufwand behandelt werden können und die Belastungen auf den Huf ähnlich stark sind wie ohne einen Hufschutz. Der Hufschuh zeichnet sich dann als beste Lösung aus wenn ich mein Pferd artgerecht, also barhuf, halten will und für Belastungsspitzen (Arbeit oder Ausritt) eine hochwertige Dämpfung benötige.

 

Universität: https://www.vetmeduni.ac.at/pferde

Kontakt: fabmail@sobeck.de

Autorin und Co-Autoren

Hier die ganze Masterarbeit lesen.