Hufbearbeitung bei Fohlen

Fehlstellungen können beim erwachsenen Pferd starke Auswirkungen auf den ganzen Körper haben: Manche Pferde sind aufgrund von Stellungsfehlern sogar unreitbar. Warum Fehlstellungen beim neugeborenen Fohlen anders einzuschätzen sind und was unternommen werden muss, damit aus dem windschiefen Nachwuchs trotzdem ein gesundes Reitpferd wird und Folgeschäden wie Arthrose und Sehnenerkrankungen verhindert werden, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Fehlstellungen beim Fohlen?

Viele Fohlen wirken im ersten Moment nach der Geburt nicht ganz gerade. Dies ist meist nicht schlimm, da sich das im Normalfall schnell auswächst. Bei manchen Fohlen sind aber deutliche Abweichungen in der Zehenstellung feststellbar. Ein Beispiel ist die Durchtrittigkeit. Hierbei sinkt die Fessel deutlich ein oder berührt sogar den Boden. Ein anderes orthopädisches Problem bei Fohlen sind Stelzfüße. Dabei berühren die Trachten den Boden nicht mehr, sodass das junge Pferdchen nur noch auf der Hufspitze läuft. Achsenfehlstellungen wie die X- oder O-Beinigkeit können ebenfalls vorkommen.

Fehlstellungen beim Fohlen

Fehlstellungen können ihre Ursache entweder in den Knochenstrukturen oder im Stützgewebe (bänder, Sehen) haben. Beide Strukturen sind im Fohlenalter durch das Wachstum noch leicht veränderbar, weshalb eine angemessene Korrektur unbedingt schon früh stattfinden sollte. Beim erwachsenen Pferd sind Stellungskorrekturen deshalb eine langwierige Angelegenheit und können leider auch mit Schmerzen und Arthrosen einhergehen.

Ursachen – woher kann eine Fehlstellung beim Fohlen kommen?

Für das Zustandekommen von Fehlstellungen beim Fohlen gibt es verschiedene Gründe. Neben genetischen Faktoren, spielt auch die Nährstoffversorgung im Mutterleib eine Rolle. Bei sehr großen Fohlen kann Platzmangel auch eine Rolle spielen. Besonders Frühreife Fohlen (v.a. auch Frühgeburten) sind ebenfalls für Fehlstellungen prädestiniert. Durch noch nicht ausreihendentwickelte Gelenksknochen und noch relativ weiche Sehnen und Bänder ist die Durchtrittigkeit ein häufigeres Problem.

Manche Fehlstellungen entstehen erst im Laufe des Fohlenlebens. Hier spielen Fütterung und Haltung eine wichtige Rolle. Bei sehr schnellem Knochenwachstum, insbesondere durch Überfütterung, kann es vorkommen, dass die Sehnen sich nicht schnell genug mitwachsen. Sehnen die im Verhältnis zur Knochenlänge zu kurz sind, führen beim Fohlen zu Stelzfüssen.

In beiden Fällen sollte das Fohlen durch einen Hufpfleger oder Tierarzt unterstützt werden. Ausreichend Bewegung kann solchen Fehlentwicklungen bis zu einem gewissen Grad entgegenwirken.

Die Bewegung ist auch für die Form der Hufe, welche sich mit dem Wachstum verändert, von grosser Bedeutung! Fohlen haben insgesamt einen im Vergleich zu den Beinen kleineren Huf und einen sehr dünnen Tragrand. Erst im Laufe der Aufzucht wird die Tragfläche im Vergleich zum Kronsaum breiter und nimmt die Form des erwachsenen Hufes an. Ohne genügend Auslauf fehlen dem Huf jedoch die Reize, sich auf diese Weise umzuformen. Dieses Umformen ist auch ein Grund, weshalb früh beschlagene Pferde oft enge, ovale Hufe aufweisen. Der Beschlag fixiert den Huf in einer bestimmten Form und verhindert, dass er sich weiterentwickeln kann.

Was kann ich bei einer Fehlstellung schon beim Fohlen machen?

Meistens verwachsen sich Fehlstellungen beim Fohlen von selbst. Hier bringen ausreichend Bewegung und Zeit die nötige Besserung. Eine drastische Korrektur ist deshalb meist nicht nötig. Wenn das Fohlen trotz genügend Bewegung noch immer Fehlstellungen aufweist, sollte allerspätestens ab einem Alter von 3 bis 6 Wochen eingegriffen werden.

Die Korrektur erfolgt dann durch einen erfahrenen Hufschmied und/oder Tierarzt. Manchmal reicht ein regelmäßiges Ausschneiden der Hufe, um die Zehenachse zu korrigieren. In extremeren Fällen können Klebeschuhe helfen, die eine Ausstülpung auf der Seite besitzen, auf die das Fohlen einknickt. Beim X-beinigen Fohlen knicken die Beine nach innen ein und die Innenseite wird mehr abgenutzt als die Außenseite. Der Klebeschuh sollte in diesem Fall eine Verlängerung nach innen haben. In sehr schlimmen Fällen sollte der Tierarzt konsultiert werden, ob ein chirurgischer Eingriff nötig ist. Bei durchtrittigen Fohlen kann es manchmal nötig sein, die Haut durch einen leichten Verband zu schützen, damit es diese beim Aufkommen auf den Boden nicht aufschürft. Dabei muss man aber aufpassen, dass der Verband nicht zu festsitzt. Die Haut des Fohlens ist sehr empfindlich, und kann deshalb nicht nur am Boden, sondern auch durch Gipse und Stützverbände verletzt werden. Wichtig bei durchtrittigen Fohlen ist es vor allem, auf genügend weiche Einstreu zu achten.

Kerninformationen:

Fehlstellungen beim Fohlen sind meist nicht weiter schlimm und können problemlos korrigiert werden. Wichtig ist aber, dass rechtzeitig eingegriffen wird! Junge Pferde einfach „wegzustellen“ und erst beim Absetzen oder noch später zu handeln, erschwert die Korrektur und erhöht das Risiko auf langfristige gesundheitliche Folgeschäden. Auch ist unbedingt auf eine ausgewogene Fütterung zu achten. Sehr schnelles Wachstum erhöht die Gefahr, dass Fehlstellungen auftreten. Der Nachwuchs sollte außerdem von Anfang an genügend Auslauf haben. Der Boden sollte dabei weder hart und steinig, noch sehr tief und weich sein. Sorgfalt in der Aufzucht legt wichtige Grundsteine für das gesamte restliche Leben des Pferdes!

Leonie Kampshoff

Hufbearbeitung bei Fohlen