Paddocktrail – mehr als nur ein Offenstall? 

Ein besonderes Konzept unter den Laufställen ist der Paddocktrail. Das Konzept bietet abwechslungsreichen Auslauf, ständige Bewegungsanreize für die Pferde und verschiedene Untergründe, die den Bewegungsapparat trainieren und die Hufe stärken.

Geschichte des Paddocktrails

Die ursprüngliche Idee stammt von dem amerikanischen Hufschmied Jamie Jackson. Er hatte die Idee, eine Haltungsform zu entwickeln, die dem natürlichen Lebensraum von Wildpferden nahekommt. Dafür verband er Erfahrungen aus der Beobachtung von Mustangs mit seinem Wissen als Hufschmied und entwarf das „Paddock Paradise“.

Wildlebende Pferde legen auf der Suche nach Futter und Wasserstellen oft 15 km am Tag zurück. Leider sind die Flächen, auf denen wir unsere Pferde halten begrenzt. Auf sehr großen Ganztagsweiden bewegen sie sich immerhin 7 bis 8 km am Tag, wie die Studie von Hampson et al. (2010) zeigt. Die Studienergebnisse zeigen jedoch, dass durch das Anlegen eines Trails die Pferde ähnliche Strecken zurücklegen wie auf vergleichsweise deutlich größeren Weiden. Diese Art des Paddocks stimuliert also allein durch die Form zur Bewegung. Ein gut durchdachter Paddocktrail bietet aber noch mehr Vorteile.

Konzept des Paddocktrails

Wie ist ein Paddocktrail aufgebaut? Grob gesagt wird ein drei bis fünf Meter breiter Rundweg außen um eine Weide herum angelegt. Dieser Weg wird mit verschiedenen Elementen bestückt. Durch die räumliche Verteilung von Unterstand, Heuraufen und Wasserstellen sollen die Pferde dazu angeregt werden, den ganzen Tag von einem Ort zum anderen zu wandern.

Mögliche Elemente sind:

  • Futterplätze
  • Tränken
  • Lecksteine
  • Wälzplätze
  • Unterstände und Schattenplätze in Form von Bäumen
  • Baumstämme, Steine oder andere Hindernisse
  • Hufschwemmen
  • Pferdetoilette

Ideal ist es, wenn unterschiedliche Bodenbeläge in den Paddocktrail eingebaut werden. Durch vielfältige Untergründe werden Hufe, Bewegungsapparat und Koordinationsvermögen der Pferde trainiert. Am besten werden alle Böden eingebaut, mit denen das Pferd auch beim Ausreiten konfrontiert ist – also auch Asphalt- und Kiesabschnitte. Zusätzliche Elemente können ein Sandplatz zum Wälzen und Schlafen sein, oder eine Hufschwemme. Das ist eine seichte Wasserstelle, die am Weg angelegt wird. Optimal ist es außerdem, wenn eine Steigung eingebaut wird. Das Bergauf- und Bergabgehen regt die Muskulatur besonders an.

Vorteile und mögliche Probleme

Die naturnahe Haltung bietet viele Vorteile.

Die Haltung trainiert nicht nur, es wird auch die Gesundheit der Pferde verbessert. Die Symptome vieler Erkrankungen können durch die ständige Bewegung gelindert werden. Gerade für übergewichtige Pferde, die zu Stoffwechselerkrankungen neigen, ist permanente Aktivität wichtig. Ein wichtiger Punkt ist außerdem die Hufgesundheit. Jamie Jackson fand heraus, dass sich die Hufqualität durch die verschiedenen Untergründe und das viele Laufen deutlich verbessern lässt. Dadurch, dass das Pferd mit allen möglichen Böden konfrontiert ist, gewöhnen sich Kopf und Körper gleichermaßen daran. Bei der Hufschwemme kann auch die Scheu vorm Wasser abgebaut werden. Außerdem bietet der Paddocktrail den Pferden viel Platz zum Ausweichen. Rangniedrige Tiere können den ranghöheren problemlos aus dem Weg gehen, aber es ist der Gruppe dennoch möglich, ihren Herdentrieb auszuleben.

Was können mögliche Probleme sein?

Der Bau des Paddocktrail ist sehr aufwendig und kostspielig. Die vor Ort herrschenden behördlichen Regelungen können einige Baugenehmigungen nötig machen. Diese einzuholen, benötigt eine gewisse Vorlaufzeit. Außerdem ist relativ viel Platz für diese Haltungsform nötig. Das bedeutet in Folge dann auch, dass beim Abmisten lange Wege zurückgelegt werden müssen. Das Anlegen der Elemente muss durchdacht erfolgen. Bei ungünstigem Aufbau kann sonst es sein, dass sich die Pferde nicht wie gewünscht bewegen, sondern an einem Ort verharren und der positive Effekt verloren geht.

Bei der Umstellung von Beschlag auf Barhuf kann es in den ersten Monaten dazu kommen, dass der Abrieb zu hoch ist und die Pferde fühlig werden. Geholfen werden kann hier mit Hufschuhen, die entweder temporär während der Koppelzeit angelegt werden (Achtung, die meisten Hufschuhe sind nicht dafür gedacht, 24 h am Huf zu bleiben!), oder während dem Reiten angelegt werden, damit die Hufe nicht noch zusätzlich belastet werden.

Sind diese Hindernisse erst einmal aus dem Weg geräumt, ist der Paddocktrail eine großartige Haltungsform, die viele Vorteile mit sich bringt.

Quellen:

www.offenstallkonzepte.com/paddock-trail/

www.paddock-trail.de/PT.html

https://jaimejackson.com/

Jackson, J. (2009) Paddock Paradise: eine Anleitung zur natürlichen Pferdehaltung. Bridgewater: Buchhofer.

Hampson, B. A., Morton, J. M., Mills, P. C., Trotter, M. G., Lamb, D. W., & Pollitt, C. C. (2010). Monitoring distances travelled by horses using GPS tracking collars. Australian Veterinary Journal88(5), 176–181. https://doi.org/10.1111/j.1751-0813.2010.00564.x