Erfahrungsbericht – Springen geht auch barhuf
Escord, ein ehemaliges M-Springpferd, ist nun Lehrmeister für mich als Amateurreiterin auf A/L-Niveau und seit bald vier Jahren barhuf. Sein Training besteht durchschnittlich aus einem Springtraining in der Woche, 1-2x Dressur, 1-2x Longe und 1-2x Ausreiten. Uns stehen eine Halle, zwei Sandplätze, davon ist einer relativ tief, der andere dafür eher hart, und eine grosse Springwiese zur Verfügung. Auf Grund der Wetterbedingungen sind die Böden zwar oft sehr hart, dafür bietet das Ausreitgebiet auch einige Sandstrecken und man darf über die meisten Wiesen reiten. Aufgrund der Trainingsbedingungen besteht also auf den ersten Blick kein Grund für einen Beschlag. Zum Ausreiten verwende ich regelmässig die Swiss Galoppers, die eine gute Dämpfung bieten und frisch nach dem Ausschneiden Escord auch etwas vor vereinzelten spitzen Steinen bewahren. Betrachtet man das Ausschneideintervall von ca. sechs Wochen, bedeutet das aber, dass ich die Schuhe nur rund sechsmal anziehe. Nämlich in den ersten Wochen nach dem Ausschneiden, danach eigentlich nicht mehr.
Als Warmblut hat Escord nun nicht Hufe von Topqualität, wie sie beispielsweise bei Arabern häufig vorkommt. Daher muss ich schon immer ein bisschen schauen, dass ich ihm die Kanten alle 1-2 Wochen rund feile. Ausserdem füttere ich ihm ein Mineralfutter, das speziell für die Hufe gut sein soll. Aber wahrscheinlich ist das eher für mein Gewissen, als dass es der Hufqualität wirklich dient. Mit dieser Behandlung brechen die Hufe auch unter der höheren Belastung beim Springen nicht stark aus.
Ich muss mich also fragen, was den für einen Beschlag sprechen würde. Aufgrund der vielen Turniere, die hier auf Sandplätzen ausgetragen werden, können wir uns sehr gut aussuchen, wo wir auswärts reiten. Ein beliebtes Argument für die Verwendung von Hufeisen sind immer die Stollen auf Wiesenturnieren. Ist die Wiese ganz trocken, würde ich behaupten, dass ein barhufgewohntes Pferd zumindest bis zu einer Höhe von 120cm keine erhöhte Rutschgefahr hat und im Training sogar noch einen Vorteil hat im Vergleich zu Pferden, die mit Eisen ohne Stollen auf der Wiese trainiert werden. Ist die Wiese am Turnier wirklich nass, so sinken die Pferde auch barhuf in der Wiese und im Schlamm ein und finden so auch relativ gut halt. Einzig bei harten Wiesen, die in der Früh vom Tau noch oberflächlich feucht sind, kann das Springen etwas rutschig werden. Aber Hand aufs Herz, solche Bedingungen gibt es vielleicht im April und Mai um sieben Uhr in der Früh. Da darf man auch mal den Wunsch auf einen späteren Startplatz anbringen.
Ein anderer beliebter Grund, weshalb barhuf bei Springpferden oft abgelehnt wird, ist die Fühligkeit nach der Hufbearbeitung und dass dann das Pferd nicht voll belastet werden kann. Wenn am Morgen der Schmied da war, würde ich persönlich am Abend auch nicht direkt ins Springtraining gehen. Dass die Phase, in welcher die Pferde auf den Hufen etwas sensibler sind, auch mal 1-2 Wochen dauern kann ist auch war, aber leider kommt es bei Eisen ja auch mal vor, dass sich einer vernagelt und das Pferd dann länger ausfällt. Natürlich kann ein Korrekturbeschlag bei Pferden mit Fehlstellungen von Vorteil sein. Allerdings kann eine Korrektur auch durch regelmässige Barhufbearbeitung erreicht werden. Ist dies nicht möglich, muss man sich meiner Meinung nachfragen, ob das Pferd für den Springsport geeignet ist. Es bleibt also nur der Grund «Ich beschlage, weil ich das schon immer so gemacht habe!» um sein Pferd nicht barhuf und somit artgerecht zu halten.
Zusammenfassend kann ich aufgrund meiner Erfahrungen sagen, dass Springsport im Amateurbereich absolut möglich ist ohne Beschlag. Wir haben in den vergangen vier Jahren nicht ein einziges Mal auf unser Training verzichten müssen, weil Escord mit den Hufen Probleme hatte!