Hornqualität – Was ist damit gemeint?

Was beschreibt die Hornqualität?

Honrqualität beschreibt einerseits das Zusammenspiel der wichtigsten Eigenschaften des Hufhornes: Härte, Elastizität, Zug- und Druckbelastbarkeit sowie Wasserbindungsvermögen. Andererseits beschreibt sie auch die Fähigkeit einen guten Schutz gegen chemische und mikrobielle Umwelteinflüsse zu bieten. Je nach Hufsegment variiert dieses Zusammenspiel der Eigenschaften und die Notwendigkeit der Schutzfunktion. Die Gründe für schlechte Hufe können sehr unterschiedlich sein, so spielen genetische Faktoren eine Rolle, die Fütterung und die Haltung, aber vor allem die Pflege und Bearbeitung.

Wie wird das Hufhorn gebildet?

Die Pferdehufe passen sich in Bezug auf die Hornqualität, die Wachstumsrate und die Härte des Hornes dauern an. Die Ausbildung der Hufwand findet im Kronsegment statt, wo neues Wandhorn gebildet und dann in Richtung der Hufwand zum Boden geschoben wird. Dadurch wächst die Hufwand pro Monat rund sieben bis zehn Millimeter. Ebenso wird im Solensegment das Horn für die Sohle gebildet, welches aber mit nur ca. fünf Milimeter pro Monat deutlich langsamer wächst.

Die Hornbildung findet durch die Oberhaut statt, die wiederum von der Lederhaut ernährt wird. Durch Zellteilung entstehen Zellen, welche während der Reifung von der Basis der Haut zur Oberfläche geschoben werden. Viele für die lebende Zelle wichtige Zellorganellen sterben dabei ab und werden aufgelöst. Die in der Zelle verbleibenden Keratinfilamente (Hornhärchen), welche von Proteinen ummantelt sind, werden danach durch spezielle Verbindungen sogenannte Disulfidbrücken (Verbindungen über Schwefelatome) vernetzt. Die so entstehenden Hornzellbälkchen sind je nach Belastung, welcher die Hornzelle später ausgesetzt ist, netzartig oder parallel angeordnet. Zusätzlich wird von den verhornenden Zellen der Zwischenzellkitt gebildet, der die einzelnen Zellen als Zellverband (Horn) zusammenhält. 

Nach einer bestimmten Zeit setzt auch bei Horn der Alterungsprozess ein. Dabei werden die Zwischenzelspalten grösser und der Zwischenzellkitt wird aufgelockert, sodass das Horn rissig und brüchig wird. Dabei gehen seine Kittenden Eigenschaften und die Funktion als Barriere gegenüber Ausseneinflüssen verloren. 

Was macht die Hornqualität aus?

Die Eigenschaften des Hufhornes (Härte, Elastizität, Zug- und Druckbelastbarkeit sowie Wasserbindungsvermögen) werden einerseits durch die Qualität der Keratinstruktur in den Hornzellen und andererseits durch die Qualität des Zwischenzellkitts bestimmt. Je nach Hufegment haben bestimmte Eigenschaften mehr oder weniger Bedeutung.

Das Keratin in den Hornzellen besteht hauptsächlich den Aminosäuren Alanin, Glycin und Cystein. Für die Festigkeit des Hornes ist aber nicht die Zusammensetzung der Aminosäuren ausschlaggebend, sondern die Fähigkeit Disulfidbrücken auszubilden. Entsprechend ist bei schlechter Hornqualität meist nicht ein Mangel der schwefelhaltigen Aminosäuren das Problem, sondern die mangelhafte Fähigkeit, Cystein bei der Keratinbildung zu nutzen.

Der Zwischenzellkitt setzt sich je nach Hufsegment unterschiedlich aus Lipiden (Fetten), Kohlenhydraten und Proteinen (Eiweissen) zusammen. Die Kohlenhydrate sind für die kittende Eigenschaft zuständig, während die Lipide vor allem für die Barrierefunktion verantwortlich sind. Durch die Proteine ist die Bindung von Wasser und das lösen der Verkittung der Zellen möglich, was zum Abschilfern von alten Hornzellen führt.

Jedes Hufsegment zeichnet sich durch seine ganz spezifischen Qualitätsmerkmale aus: Eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber mechanischen Umwelteinflüssen ist die Grundvoraussetzung für Sohlenhorn und die äußerste Schicht des Kronhorns (Hufwand), damit darunter liegenden Schichten genügend Schutz geboten wird. Daher sind diese Segmente durch einen relativ hohen Härtegrad ausgezeichnet. Der innere Anteil der Hufplatte muss dagegen verhältnismässig weich und verformbar sein, damit die Zugkraft des Hufbeinträgers aufgenommen und weitergeleitet werden kann. Um eine gleichmässige Kraftübertragung und keine Spannung innerhalb der Hufwand zu ermöglichen, ist ein allmählicher Übergang vom weichen inneren Wandhorn in das harte äussere Wandhorn zwingend notwendig. Aus demselben Grund wird auch der Übergang von der behaarten Haut zur Hornkapsel durch die weicheren Hornsegmente des Saum- und Ballenhorns gebildet. Auch im Ballen-Strahlsegment steht die Beschaffenheit des Horns eindeutig im Zusammenhang mit ihrer Funktion. Nur durch die spezifische Flexibilität dieser Segmente ist der Hufmechanismus und die damit einhergehende Abfederung und Dämpfung der bei der Fußung auftretenden Belastung gewährleistet.

Obwohl viele Faktoren der Hufqualität genetisch, wenn auch nicht erblich, bedingt sind, ist es auf alle Fälle lohnenswert ihr Beachtung zu schenken. Dies gilt sowohl für die Wahl des Pferdes beim Kauf als auch bei der täglichen Pflege und der Bearbeitung durch Fachpersonen. Denn wie wir alle wissen: Ohne Huf kein Pferd!

 

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