Ist Biotin als Futterzusatz für den Pferdehuf wichtig?
Biotin als Futterzusatz für den Pferdehuf
Die Entwicklung und Struktur des Pferdehufes wird wesentlich von diätischen Faktoren bestimmt. Oft können durch Futterzusätze für den Huf auch Probleme der Haut oder der Haare gemildert werden. Meist ist es schwierig, Effekte von Futterzusätzen überhaupt festzustellen, da kein einfacher und klärender Blick in die Hufkapsel erfolgen kann – einzig Härtegrad des Hufes, Festigkeit und Belastbarkeit des Hufes, Elastizität, Feuchtigkeitsgehalt und Hufwachstum können als Parameter für Veränderungen herangezogen werden.
Der wohl bekannteste Futterzusatz für den Pferdehuf ist Biotin. Biotin ist ein Vitamin und wird durch bakterielle Fermentation im Verdauungstrakt des Pferdes – aber auch im Verdauungstrakt von Schafen, Rindern und Schweinen – hergestellt. Außerdem wird es über das Futter aufgenommen.
Biotin wirkt im Körper als so genanntes Coenzym – bestimmte Enzyme benötigen Biotin für die Proteinsynthese (Herstellung von Eiweissen), wobei Biotin dabei andere Enzyme aktiviert, als Bindeglied im Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel des Pferdes urgiert und so verschiedenste chemische Prozesse ermöglicht. Eine der wichtigsten Aufgaben von Biotin ist die Aktivierung von jenen Enzymen, die für das Wachstum von Haaren und Hufen zuständig sind – daher ist Biotin für Haar- und Hufwachstum essentiell.
Wenn der Biotin-Stoffwechsel gestört ist, kommt es beim Menschen zu Haarausfall, schuppiger Haut und trockenen und spröden Nägeln. Beim Pferd lässt sich dies auf die Hufe übertragen – die Hufe werden spröde, brüchig und neigen eher zu Rissen. Auch die Fellqualität verschlechtert sich.
Bezugnehmend auf die Studie „Effect of supplementary dietary biotin on hoof growth and hoof growth rate in ponies: a controlled trial“, publiziert im Equine Veterinary Journal im Jahr 1998, kann Biotin die Hufqualität des Pferdes definitiv beeinflussen: Im Rahmen der Studie wurde der Zusammenhang zwischen der Gabe von Biotin und dem mittleren Hufwachstum bzw. der Hufwachstumsrate analysiert.
Aber was ist überhaupt der Unterschied zwischen mittlerem Hufwachstum und Hufwachstumsrate? Ist das nicht das gleiche? – Nein, oftmals werden diese beiden Begriffe als dasselbe angesehen, jedoch – und dies wird im Rahmen der Studie auch ausführlich beschrieben – muss wie folgt unterschieden werden:
- Das mittlere Hufwachstum beschreibt, um wie viel der Huf in einer bestimmten Zeitperiode tatsächlich gewachsen ist. Das Wachstum beschreibt demnach die neue „Gesamtmenge“, welche in einer bestimmten definierten Zeitperiode in einer bestimmten Einheit (Millimeter, Zentimeter) produziert wurde.
- Die Hufwachstumsrate gibt das Tempo des Hufwachstums an. Sie beschreibt also das Tempo, mit dem sich die neue „Gesamtmenge“ angesammelt hat – es ist also eine zeitabhängige Variable. Dabei handelt es sich um Millimeter pro Tag oder Zentimeter pro Monat.
Um das mittlere Hufwachstum und die Hufwachstumsrate zu analysieren, wurden die Entwicklungen der beiden Parameter bei Ponys durch eine Biotingabe von 0,12 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht im Rahmen eines kontrollierten Fütterungsversuchs analysiert. Die Ponys wurden dafür in zwei Gruppen eingeteilt: Die einen erhielten Biotin über eine Zeitspanne von 5 Monaten – die anderen nicht (um Vergleiche anstellen zu können). Die Ponys wurden so ausgewählt, dass bei allen Versuchstieren die Rasse, das Alter, das Geschlecht, die Größe und das Gewicht annähernd ähnlich waren. Vor dem Beginn der Studie wurden alle Ponys untersucht und es wurden keine signifikanten Unterschiede beim mittleren Hufwachstum und bei der Hufwachstumsrate festgestellt.
Als Resultat dieser Studie zeigten sich bezüglich des Hufwachstums jedoch signifikante Unterschiede, da das mittlere Hufwachstum bei den Pferden, die Biotin erhielten, bei 35,34 mm lag und bei jenen, die kein Biotin erhielten bei 30,69 mm. Bei der Gruppe mit Biotin Zufütterung erzeugte Biotin außerdem eine höhere Hufwachstumsrate des Hufhorns, als bei der Gruppe ohne Biotin Zufütterung.
Da Pferde einen wesentlichen Anteil an Biotin selbst produzieren ist die Zufütterung nicht unbedingt notwendig. Für Pferde die barhuf stehen, kann es aber durchaus einen Vorteil bringen mit Supplementierung von Biotin das Hufwachstum zu fördern und so dem Hornabrieb wenigstens ein bisschen entgegen zu wirken.
Quellen:
McCauley C G. 1991. Nutritional supplement for the hoof and coat. United States patent US 5,000,964.
Reilly J D, Cottrell D F, Martin R J, Cuddeford D J. 1998. Effect of supplementary dietary biotin on hoof growth and hoof growth rate in ponies: a controlled trial. Equine Veterinary Journal (26) 51-57.
https://www.netdoktor.at/laborwerte/biotin-6798769